New Energy Light Solutions
Die Preise für Solarmodule sind auf ein neues Allzeittief gesunken. Grund dafür sind riesige Überkapazitäten der Produzenten in China. Was gut für Hausbesitzer ist, könnte langfristig für Europa zum Problem werden.
Die Weltmarktpreise für Solarmodule haben einen neuen Tiefstand erreicht. Laut dem US-Marktforschungsinstitut OPIS kosteten sie Ende vergangener Woche zwischen 6,03 und 6,45 Dollar-Cent pro Watt Leistung, was rund 50 Cent günstiger war als in der Woche davor. Seit Jahresbeginn sind die Preise damit von 11,5 Cent um rund 45 Prozent gefallen. Allein in den vergangenen drei Monaten ging es um rund 30 Prozent nach unten.
Dass Solarmodule gemessen an ihrer Leistung immer preiswerter werden, ist ein langfristiger Trend. Er liegt vor allem darin begründet, dass die Module immer effektiver produziert und optimiert werden, je höher die Nachfrage ist. Und da Photovoltaik schon heute die am häufigsten weltweit installierte Form der Energiegewinnung ist, sinken die Preise hier eben besonders stark. Allein in den vergangenen zehn Jahren ging der Preis um 89 Prozent nach unten.
Der Knick in diesem Jahr hat aber noch einen weiteren Grund. Fast 80 Prozent der weltweit verkauften Solarmodule stammen mittlerweile aus China. Dort konkurrieren zahlreiche Firmen, vom Staat unterstützt, um die Kunden. Doch weil die chinesische Wirtschaft schwächelt und weltweit die Inflation angezogen hat, ist in diesem Jahr die Nachfrage nach Solarmodulen zurückgegangen. Weil die Hersteller ihre Produktion aber nicht entsprechend zurückgefahren haben, herrscht jetzt ein Überangebot an Solarmodulen auf dem Markt. Die einzige Chance, diese loszuwerden, besteht für die Produzenten darin, ihre Preise zu senken.
Preise für gesamte umweltfreundliche Solar Anlagen fallen
Dieses Überangebot schwappt auch nach Europa über. Zwar wurde auf unserem Kontinent 2022 mit 46,1 Gigawatt so viel Photovoltaik-Leistung installiert wie nie zuvor, doch chinesische Hersteller verschifften Module mit insgesamt 85 Gigawatt nach Europa. Für Hausbesitzer ist das eine gute Nachricht, denn schließlich machen die Module den Großteil des Preises aus, wenn Sie planen, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach oder ein Balkonkraftwerk zu installieren.
Die sinkenden Preise sind für Hausbesitzer und den Klimaschutz allgemein gute Nachrichten. Erstere sparen Geld beim Einbau und durch den Betrieb, letzterer profitiert durch die höhere Anzahl an Solaranlagen und den geringeren Verbrauch fossiler Energien. So sank von Januar bis Oktober etwa die aus Kohle erzeugte Strommenge in Deutschland um rund 30 Prozent, während die Menge an Solarstrom leicht anstieg. Die Ausbauziele der Bundesregierung für dieses Jahr sind mit elf Gigawatt bereits deutlich übertroffen. Geplant waren neun Gigawatt Zubau. Allerdings muss diese Zahl in den kommenden Jahren noch weiterwachsen, um die Klimaziele 2030 zu erreichen.
China droht europäische Industrie für umweltfreundliche Solar Anlagen abzuwürgen
Auf dem Weg dahin könnte der aktuelle Billig-Boom noch zum Problem werden. Auch chinesische Hersteller werden ihre aktuelle Überproduktion nicht dauerhaft halten wollen und können. Entweder gehen Firmen bankrott oder alle gemeinsam fahren ihre Produktion herunter. Damit sinkt dann das Angebot, die Preise könnten steigen. Sich von China abhängig zu machen, wäre also keine gute Idee.
Das möchte auch kaum ein westlicher Politiker, aber die aktuelle Lage macht es schwer, eine konkurrenzfähige eigene Solarindustrie aufzubauen. In den USA, die im „Inflation Reduction Act“ mit hohen Fördergeldern locken, wurden dieses Jahr rund die Hälfte aller Solarmodul-Projekte abgesagt oder auf Eis gelegt, weil die US-Hersteller mit den chinesischen Preisen nicht konkurrieren können. In Deutschland gibt es ein ähnliches Problem. „Deutsche Modulhersteller leiden unter dem aktuellen Preisdruck“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Solarindustrie schielt deswegen auf Staatshilfen. Tatsächlich will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Milliarden Euro für Leuchtturmprojekte freimachen, die etwa in strukturschwachen Regionen Fabriken und Arbeitsplätze ansiedeln. Bitter nötig, sagen Industrievertreter: „Eine wirtschaftlich industrielle Produktion von Photovoltaikmodulen wird andernfalls hier nicht möglich sein“, sagt Detlef Neuhaus, Chef des Dresdner Herstellers Solarwatt.
Quelle: https://www.focus.de/immobilien/bauen/renovieren/preise-auf-allzeittief-chinesische-billig-welle-warum-sie-sich-jetzt-eine-photovoltaikanlage-kaufen-sollten_id_240893846.html